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Blepharisma americana
Das
bakterienfressende Lidtierchen gehört zu den sog.
heterotrichen
Ciliaten. Mit 200 - 300 µm Länge ist das rosa-rot
pigmentierte
Lidtirchen schon mit bloßem Auge zu sehen. Blepharisma
americanum
lässt sich sehr leicht kultivieren und nimmt auch eine gewisse
Nachlässigkeit bei den Kulturen nicht übel. Das
Protozoon ist durch seine
langsame schwimmweise, die Größe und die
wunderschöne
Färbung exzellent dazu geeignet,
bei Schülern die
Begeisterung zu wecken. Gut zu studieren sind der Oralapparat mit
kräftigen Membranellen, Nahrungsvakuolen und Kannibalismus. Durch
Färbung mit Methylgrün wird der moniliforme Makronukleus gut
sichtbar. |
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Blepharisma undulans
Diese Art ist Blepharisma americanum sehr ähnlich und ebenso leicht in der Kultur. Blepharisma undulans besitzt allerdings einen binodalen Makronukleus, der in etwa zwei gleich große Teile geteilt ist, und auch die für Blepharisma americanum typischen großen Kannibalenformen habe ich nie beobachtet.
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Spirostomum
ambiguum
Der "Riesensumpfwurm" ist der absolute Gigant unter den Ciliaten und
erreicht eine
Länge bis zu 3000 µm (= 3 mm!). Ich habe diese
imposante Art
im Sommer 2006 aus einem Moortümpel in der Eifel isoliert, wo
das
Sediment von Tausenden dieser weißen Riesen
bevölkert war.
Es handelt sich ähnlich wie bei Blepharisma um eine
bakterivore
Art, die über eine ausgesprochen beeindruckende
Fähigkeit zur
blitzschnellen Kontraktion verfügt. Im Kortex der Zellen
befinden
sich sog. Myoneme, Analoga zu den Muskelfasern, die kontrahieren
können. Erfährt Spirostomum
ambiguum eine Erschütterung
zuckt er zu einem spindelförmigen Klümpchen zusammen.
Besonders gut zu studieren sind an dieser Art die mächtigen
Membranellen, die Längsstreifung des Kortex, der moniliforme
Makronucleus und die terminale kontraktile Vakuole. |
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Paramecium bursaria
Das
Grüne Pantoffeltierchen ist das Paradebeispiel für
eine Endosymbiose eines Ciliaten mit der Grünalge Chlorella.
Daher benötigen die Kulturen für ein gesundes
Wachstum Licht. Paramecium
bursaria ist mixotroph und frisst ebenfalls Bakterien. Die
Kulturen sind recht langlebig und bieten eine tolle Quelle für
spannende Untersuchungsobjekte. Gut zu studieren an diesen Ciliaten
sind die Symbionten, Trichocysten, Makronucleus, Kontraktile Vakuole
und deren Expulsions-Poren. Die grünen Pantoffeltierchen
vollführen im Mikroskoplicht einen wunderschönen
"Tanz".
Fachlich korrekt spricht man von sogenannten "reversals",
Salto-ähnlichen Drehbewegungen. |
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Paramecium caudatum
Dieses Wesen gehört wohl
zu den prominentesten Einzellern, da es aufgrund seiner einfachen
Kultur weltweit als Studienobjekt in der Lehre und Forschung bekannt
ist. Das geschwänzte Pantoffeltierchen besitzt etwas
verlängerte Caudalcilien, was der Name zum Ausdruck bringt. Die
Zellen schwimmen rasch rotierend durch das Medium und zeigen einige
interessante zellbiologische Details. Wie auch der grüne Vertreter
(P. bursaria) besitzt es im
gesamten Zellcortex dicht angeordnete Trichocysten. Deutlich sichtbar
sind auch Cytostom (Zellmund) und die Nahrungsaufnahme, was zu
Phagocytose-Experimenten anreizt. Die Kontraktilen Vakuolen sind von
den typischen sternförmigen Ampullen und Kanälen umringt und
im polarisierten Licht treten intracelluläre Kristalle als bunt
leuchtende Granula hervor.
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Oxytricha sp. (?)
Diesen Ciliaten habe ich im Sommer 2006 aus einem Steinbruchteich
isoliert. Erstaunlich ist seine unkomplizierte Kultur und die
unglaublich hohen erreichten Zelldichten. Er gehört den
hypotrichen Ciliaten an und besitzt sog. Cirren (Polykinetiden,
"Cilienbündel"), die er zum "laufen" auf Oberflächen nutzt.
Das Cytoplasma ist sehr dicht mit Granula und Nahrungseinschlüssen
angefüllt, sodass die Zellen weißlich opak erscheinen.
Dieser Umstand erschwert die Untersuchung der Ventralciliatur und die
Artdiagnose ohne differentiellen Interferenzkontrast erheblich. Nach
meinen Beobachtungen müsste dieser Ciliat der Gattung Oxytricha
angehören und weißt in vielen Merkmalen
Übereinstimmungen mit Oxytricha ferruginea
auf. Die sehr auffälligen subpellikulären Granula sind jedoch
farblos und nicht wie bei genannter Art rötlich oder
bräunlich. |