Das
Metall Eisen (Fe) ist auf der Erde reich vertreten. Große Mengen
lagern in Form von Erzen in der Lithosphäre und auch
in biologischen Systemen ist Eisen in zahlreichen Proteinen eine
wichtige anorganische Komponente (vgl. Hämoglobin etc.). Es hat
ganz besondere Lösungseigenschaften und so liegt es bei
Sauerstoffkonzentrationen über 50% als unlösliche
Fe(III)-Salze vor. Bei geringeren O2-Konzentrationen ist es auch als Fe2+-Ion in Lösung (z.B. als Fe(HCO3)2). Bei Kontakt mit Sauerstoff oxidiert es jedoch rasch.
Einige
Bakterien haben einen großen Anteil an der Eisenoxidation in
Gewässern und leben von der Energie der Oxidation von Fe2+ zu Fe3+. Das eisenoxidierende Bakterium Gallionella spec.
zum Beispiel kommt immer mit Eisen assoziiert in vielen verschiedenen
limnischen und auch marinen Habitaten vor. Es handelt sich dabei um ein
mikroaerophiles Betaproteobakterium, welches stäbchen oder
nierenförmige Zellen ohne (!) Peptidoglycan-Zellwand bildet. Trotz
einer polar monotrichen Begeißelung scheinen die Baketrien
zumindest zeitweilig sessil zu leben. Sie sezernieren an einer Seite
des Zellkörpers einen proteinhaltigen, helical gewundenen Stiel
von ca. 2 µm Breite, der seinerseits aus ca. 20
Mikrofibrillen aufgebaut ist (vgl. Abb). Diese Stiele sind mit
oxidierten Eisenverbindungen inkrustiert und die Funktion der Stiele
ist bis heute nicht geklärt.
Bei geringen Sauerstoffkonzentrationen oxidiert Gallionella gelöste Fe2+-Ionen zu Fe(III)-Verbindungen wie unlösliches und amorphes Fe(OH)3 oder FeO(OH). Solche Verbindungen wurden in Form von diskreten Partikeln rasterelektronenmikroskopisch auf den Stielen von Gallionella nachgewiesen, woraus wahrscheinlich die rotbraune Farbe der Gallionella-Populationen
resultiert. Weiterhin ergaben Untersuchungen der Stiele mit der
energie-dispersen Röntgen-Spektroskopie, dass auch andere
Metallionen wie Silizium, Calcium und Aluminium auf den Stielen
abgelagert werden. Nicht jedoch Mangan, welches ebenfalls häufig
als Reduktionsmittel für bakterielle Atmungsvorgänge dient. Gallionella
ist chemolithoautotroph und ist somit nicht auf organische Verbindungen
aus der Umwelt angewiesen. Die Zellen assimilieren wie pflanzliche
organismen CO2 mit dem Unterschied, dass die dafür
benötigte Energie nicht von der Sonne (elektromagn. Strahlung
namens Licht) sondern aus einem chemischen Oxidationsprozess stammt.
Gallionella
habe ich in stehenden Gewässern eines Hangquellmoores gefunden, in
denen das Bakterium dichte, gallertige Biomatten ausbildet. Vor langer
Zeit, so habe ich herausgefunden, wurde in diesem Gebiet Eisen
verhüttet, was auf einen eisenhaltigen Untergrund hindeutet und
das Vorkommen von Gallionella
verständlich macht. Das saure Milieu, Humin- und Fulvosäuren
- durch Torfmoose produziert - und die große tote Biomasse mit
entsprechendem O2-Verbrauch tragen sicherlich zur guten Löslichkeit von reduziertem Eisen (Fe2+)
bei. Die Bakterien entwickeln sich massenhalft und überführen
durch ihre anaerobe Atmungsaktivität das Eisen in die
unlösliche rotbraune Form.
Auch in anthropogenen Habitaten wie eisenhaltigen Wasserleitungssystemen kann Gallionella
massenhaft auftreten. Bevorzugt in alten, selten benutzten und
dementsprechend sauerstoffarmen Leitungen entwickeln sich die Bakterien
gut. Die aufgebaute Biomasse dient wiederum chemoorganotrophen
Bakterien als Nahrungsgrundlage, die unter anoxischen Bedingungen
organische Säuren und Schwefelwasserstoff produzieren können.
Diese Stoffwechselprodukte sorgen neben dem Problem der Korrosion
für ungenießbares Wasser.
Trotz alle dem ist Gallionella
ein bemerkenswertes Bakterium, dessen grazile Hinterlassenschaften (die
Stiele) in einigen Gewässerproben zu finden sind, während
sich die mobilen Zellen abgelöst haben. |
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