Das Lidtierchen
(Blepharisma japonicum)


Lidtierchen Das Lidtierchen ist ein Einzeller. Es gehört dem Stamm Protozoa (tierische Einzeller), der Klasse Ciliata (Wimperntierchen) und der Ordnung Heterotricha (Wimperntierchen mit gleichmäßiger Bewimperung und mundständigem Wimpernfeld) an.

Herkunft und Vorkommen

Blepharisma ist zuerst im Achselwasser tropischer Pflanzen, später auch in stehenden Gewässern Frankreichs gefunden worden.

Zellaufbau

Dank seiner für einen Einzeller ungewöhnlichen Größe (bis 1mm!) und seiner intensiven roten Farbe ist das Lidtierchen bereits ohne Mikroskop sichtbar. Die Zelle hat eine längliche, etwa birnenförmige und im Querschnitt abgeflachte Gestalt. Es läßt sich ein spitz zulaufendes und ein stumpfes Hinterende unterscheiden. Am Vorderende befindet sich seitlich des Mundfeld (Peristom). Es ist auf einer Seite von mundständigen Wimpern (adorale Membranellen) und auf der anderen von einem beweglichen Häutchen (undulierende Membran) umgeben. Beide Strukturen haben die Aufgabe, Nahrung zum Zellschlund (Cytopharynx) zu strudeln. Kurze winzige haarähnliche Zellfortsätze (Cilien) bedecken die gesamte Zelloberfläche. Der purpurne Farbstoff des Lidtierchens ist an Pigmentkörnchen gebunden, die wie die Cilien in parallelen Längsreihen angeordnet sind. Im Zellinnern sind lichtmikroskopisch verschiedene Organelle erkennbar: Der Großkern (Makronukleus) erscheint als helles, gewundenes Band. Ihm liegen zahlreiche Kleinkerne (Mikronuklei) an, die jedoch nur nach einer Anfärbung sichtbar sind. In der hinteren Körperhälfte erscheinen - abhängig vom Ernährungszustand der Tiere - dunkle Nahrungsbläschen (Nahrungsvakuolen). Sie sind mit mehr oder weniger stark verdauten Nahrungstieren gefüllt, z.B. mit Bakterien, Rädertierchen oder Pantoffeltierchen. Am hinteren Körperpol ist ein rundes pulsierendes Bläschen zu erkennen, das etwa alle 2 Minuten seinen Inhalt über den Zellafter (Cytopyge) nach außen abgibt. Es handelt sich dabei um die kontraktile Vakuole. Sie dient der Osmoseregulation und Exkretion. Das Lidtierchen pflanzt sich durch Teilung fort.

Haltung

Die Nahrunsgrundlage der Blepharismenkultur sind Bakterien, die ihrerseits auf Weizenkörnern leben. Zum Ansatz einer neuen Kultur gibt man wenige Weizenkörner in eine Petrischale und überbrüht sie mit kochendem Wasser, um alle schädlichen Keime abzutöten. Danach läßt man die Körner etwa drei Tage quellen. Dann halbiert man sie mir einem abgeflammten Messer und pipettiert reichlich Blepharismen aus einer vorhandenen Kultur hinzu. Die Ciliaten werden bei Zimmertemperatur halbdunkel gehalten.

Das Lidtierchen im Unterricht

Das Lidtierchen zeigt alle Kennzeichen des Lebens: Bewegung, Stoffwechsel, Wachstum, Reizbarkeit und Fortpflanzung. Aufgrund seiner Größe und intensiven Färbung eignet sich Blepharisma sehr gut für den Unterricht. In einfachen Versuchen und Beobachtungsaufgaben lernen die Schüler/innen die Lebensleistungen eines Einzellers kennen.

Quelle: Das Lidtierchen (Schulbiologiezentrum Biedenkopf, 1995)